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Grundlage für das Projekt „Faden“ ist getragene Kleidung aus Kilo-Läden oder Privatbesitz, die zu Stillleben arrangiert werden.
Ist ein Kleidungsstück lange genug getragen, nimmt es – zumindest teilweise – die Form seines Trägers, seiner Trägerin an und der Körperabdruck lässt ein kokonartig angepasstes Gebilde entstehen. Ein Kokon, der dem Schutz diente, vor Blöße, Kälte und dem Verlust von Würde.
So sind diese Kleiderhaufen ein Lesebuch, das Auskunft über seine Träger, ihre Beziehungen und Lebensumstände imaginieren lässt – in Korrespondenz mit unseren Vorurteilen, Kleidercode genannt. Wird das Kleidungsstück secondhand erworben, überlagern sich diese zu mehrschichtigen Wahrscheinlichkeiten. Die gemutmaßten Bilder von ihren Träger/innen sind aber nur ein Teil der Geschichten; sie erzählen auch etwas über die Herkunft der Textilien selbst. In einer globalisierten Welt, in der der Handel mit Waren aller Art weltweit stattfindet, werden viele Kleidungsstücke in Billiglohnländern wie Bangladesch für den Export in einem anderen Kontinent produziert und wandern später – mit Zwischenstopp zur „Erstnutzung“ in den Wohlstandgebieten – bedruckt mit unserer abgenutzten Emblematik als Mitumba (Swahili Bündel) secondhand auf die Märkte in Afrika und verhindern dort zuvorderst die Entwicklung einer eigenständigen Produktion. (2013)





   
 







"Zu vermieten" steht im Fenster der ehemaligen Schlecker-Filiale in der Lübecker Altstadt, die für heute mein neuer Arbeitsplatz ist. Mit Hilfe einer Rasierklinge und eines Messers trenne ich eine Jeans in alle Einzelteile auf. Ein sehr mühsamer Prozess, bei dem schon gleich zu Beginn das Messer abrutscht und in den Finger schneidet. Als erstes trenne ich eine Tasche mit Klappe ab. Es folgen zwei Gürtelschlaufen, bevor ich mich an die Beinlänge mache. Die sich lösenden Fäden bilden schon nach kurzer Zeit ein lockeres, weiches Gebilde.
Aus wie viel Teilen besteht eine Jeans? Diese Frage kann ich erst beantworten, wenn meine Arbeit abgeschlossen ist.
Soll aus den Einzelteilen ein neues Textilstück gefertigt werden? Nein, die Teile werden in einem weiteren Arbeitsschritt aufgelöst in ihre Fäden.