Die Baugenossenschaft der Buchdrucker hatte ca. 3 Wochen vor der ersten Plakatierung einen Fragebogen mit Anschreiben über mein Projekt an jeden Mieter verschickt. Ziel war es die Bewohner des Hauses in der Adlerstraße in die Gestaltung und Auswahl der Fotografien einzubeziehen.

Die Resonanz war gleich null.

Die Eröffnung am 19.10.2005 bei Brezeln und Freibier im Innenhof wurde dagegen gut angenommen. Meine erste Bildauswahl, ein Foto von den Landungsbrücken. Ein Motiv mit hohem Wiedererkennungswert, was sofort zu Kommentaren ermutigte.
Der Platz vor einer Tannengruppe, den ich für die Plakatwand gewählt hatte, war an diesem Abend mit einem Halogenstrahler erleuchtet, was einige Bewohner auch noch zu später Stunde anlockte, da es von allen Wohnungen aus gut sichtbar war.
Auf den Fragebogen angesprochen kam von den meisten nur Achselzucken, zum Teil wurde dieser nur halb gelesen oder missverstanden. Ein jüngerer Mieter meinte, dass er nicht bereit gewesen wäre seine Ideen kostenlos in das Projekt zu investieren. Der Abend wurde lang, da jeder seine Lebensgeschichte und Ansichten erzählen wollte.
9 Tage später, am 28.10.05 folgte das zweite Motiv, ein Hirsch aus einer Vitrine im Zoologischen Museum Hamburg.
Die Klebeaktion wurde von einem Patienten, auf dem Behandlungsstuhl einer Zahnarztpraxis aus dem Nachbarhaus sitzend, interessiert beobachtet und durch Winken bedacht.
Am 9.11.2005 habe ich dann ein Foto mit dem Heiligen St.Franziskus, eine Marmorfigur vor der Katholischen Kirche Lämmersieth, zwei Straßenecken von der Adlerstraße entfernt, plakatiert.
Dieses Mal öffnete sich ein Küchenfenster und ein Bewohner lud mich zu einem Gespräch in seine Küche ein. Nachdem wir uns über die Treppenspiel-"Ausstellung" unterhalten hatten, sollte ich mir seine Werke ansehen, deren Qualität von seinem Freund, der gerade zu Besuch war, hoch gelobt wurde. Es handelte sich um erotische Zeichnungen. Mit meinen Äußerungen bin ich dann nur auf die Technik und formale Aspekte eingegangen, was zu Verärgerung führte und die bierseelige Stimmung wurde gereizt. Ich entschied mich für einen schnellen Abschied.
Der 24.11.05 war dann der letzte Termin. Das Foto: der Hauseingang Adlerstraße 21.

Und noch ein Link zu www.kioer.de. "treppenspiel" ist ein Projekt von KiöR e.V. . Ein Verein zur Förderung von Kunst im öffentlichen Raum.
Zum Projekt ist im Hyperzine Verlag ein eBook-Katalog "treppenspiel 2" erschienen. Er ist im Buchhandel unter ISBN 978-3-938218-05-1erhältlich.